So eröffnet heute Abend im Atelierhaus des Bund Bildender KünstlerInnen die Ausstellung "Materialdepot: Pflanzliches": Acht KünstlerInnen des Kunstvereins näherten sich dem Thema auf unterschiedlichste Weise und untersuchten verschiedene Aspekte: "Ist es die Kultur einer Pflanze, ihr Umfeld, ihre Struktur, ihre Inhaltsstoffe, ihre Metamorphose oder gar das nicht tierische? Werden politische Aspekte aufgegriffen und weiterentwickelt?"
Welche Mittel der künstlerischen Auseinander- und Umsetzung mit dem Thema Pflanzliches möglich sind, zeigen Arbeiten der Stuttgarter Malerin und G:sichtet1-Künstlerin Birgit Herzberg-Jochum, von Papier- und G:sichtet1-Künstlerin Simone Leister, von Christine Bender, Heidi Degenhardt Dagmar Roos, Renate Scherg, Susann Tauss und Hannelore Weitbrecht.
Seit Mai präsentiert Birgit Herzberg-Jochum weitere Arbeiten in ihrer Solo-Ausstellung "...und dazwischen Du" bei Schacher 2 - Raum für Kunst und Poesie in Böblingen. "Ihre gemalten und gezeichneten Collagen verwischen durch verwebte Ebenen, Wollfäden und Nähte die Grenzen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität", so Galerist Marko Schacher. "Sie gleichen surrealen, narrativen Bilderbühnen, welche die Fantasie der Betrachter anregen."
Und Katrin Schacher vertiefte in ihrer Eröfnungsrede: "Immer wieder kehrende Motive der Künstlerin sind die Frau und die Natur, beides authentisch und in unverblümter Form. Die Frau meist nackt und ihr Innerstes zeigend, nichts verbergend oder beschönigend. Blüten, Blätter oder Zweige pur und bloß, für sich stehend. Beide Motive stehen für den immerwährenden Kreislauf des Seins, des Körpers, der Natur.
Die Künstlerin nimmt sich daraus Erinnerungsfetzen, Traumfragmente oder Gedankensplitter, setzt Puzzleteile des Lebens zusammen und verwebt sie zu einem Ganzen, zu Kreationen der Schönheit des Werdens, Seins und Vergehens, welche gleichzeitig Freude und Trauer, Vollkommenheit und Verletzung in sich tragen, wie der Mensch und das Leben selbst es tun.
So sind Birgit Herzbergs Arbeiten ein Spiegel ihrer und unserer Seelen und geben ihre und unsere eigenen Geschichten auf kreative und eindrückliche Weise wieder. Alles ist echt, nichts wird beschönigt und ist dennoch oder gerade deshalb so echt und anmutend. Die Künstlerin vermeidet, den Prozess der Entstehung zu verdecken, er gehört ja eben gerade dazu! Prinzipiell steckt in dieser Philosophie der Präsentation und des Aufbaus ihrer Werke derselbe Mut, wie sich als Mensch mit allen Fehlern und Makeln, völlig nackt und ohne Maske seinem Umfeld zu zeigen und dadurch echt, authentisch und stark zu sein.
Die bewegten Werke voller Poesie entstehen durch immer neue Materialkombinationen und Techniken. Birgit Herzberg-Jochums Bildträger ist feiner Gazestoff oder Seide. Die Collagen bergen Kombinationen aus Papieren, Stoffen, Farben und Garnen auf dem transparenten Trägerstoff, zusammen gefügt durch Kleben, Nähen oder Weben. Wir sehen Lochungen, Risse und Nähte, die wie grobe Verletzungen und Narben auf Herzbergs Arbeiten liegen, manche schon älter, andere fast neu.
Uns sticht durchscheinende Fragilität, sensible Zerbrechlichkeit, große Verwundbarkeit ins Auge. Gleichzeitig entdecken wir in jedem Werk immer auch leuchtende, kraftvolle, freudvolle Farben, Mini-Botschaften des Frohsinns, kleine positive Hinweise, Symbole der Hoffnung, Fragmente von Schönheit. Dabei dokumentieren Überlagerungen die zeitliche Chronik der Entstehung.
Die Böblinger Ausstellung vereint erstmals kleinformatige und größere runde, transparente Objekte mit Collagen in Holzkästen und Leinwand-Gemälden. Vor Ort ergänzen sich die Exponate zur Installation und laden zum Umschreiten und zur Beobachtung der auf die Wand geworfenen Schatten ein." Foto oben: Birgit Herzberg-Jochum in der Ausstellung | © Birgit Herzberg-Jochum
Die dritte Ausstellung, in der Birgit Herzberg-Jochum derzeit zu Gast ist, läuft in Berlin: Die jährliche Schau "Fresh Legs" vereint einmal mehr 70 KünstlerInnen aus 30 Ländern in zwei Galerien in Friedrichshain und erfreut Kunstliebhaber mit einem facettenreichen Spektrum. Dafür kooperieren die "Nachbargalerien" Inselgalerie und die Galeri Heike Arndt DK. Mit ihren Werken teilen die ausgestellten KünstlerInnen ihre Ansichten zu aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft und beleuchten Fragen zu unserer Menschlichkeit.
Auch Bildhauer, Zeichner, Musiker und G:sichtet1-Künstler Thomas Putze ist in Berlin zu sehen: Gemeinsam mit Bretz/Holliger, Marta Dyachenko, Sebastian Gehbauer und Shirin Sabahi bespielen sie unterm Titel "Spatial Monument" den Projektraum Haunt unweit des Potsdamer Platzes. Die Arbeiten der KünstlerInnen sind nicht einfach ins außergewöhnliche Ambiente eingebettet sondern "bestimmen den Raum selbst - sie verändern oder zerstören durch Bewegung oder einen anderen Eingriff, was die Frage nach einer generellen Möglichkeit einer Autonomie zwischen einem Kunstwerk und seiner Umgebung aufwirft".
Einige der gezeigten Arbeiten lassen "die Grenze zwischen Innen- und Außenraum verschwimmen und treib2n die Frage nach der räumlichen Untrennbarkeit noch weiter voran". Besucher können den Kunstraum interaktiv erkunden. Vor der Ausstellungs-Eröffnung performt Putze seinen "Höhlenmensch" am 10. Juli begleitend zur Präsentation "Der Bau - eine Hommage an Franz Kafka" beim Jubiläums-Sommerfest 30 Jahre Villa Rot in Burgrieden. Der Eintritt ist frei.
Vom 21. bis 24. Juli ist Thomas Putze mit Andreas Rohrbach, Martin Bruno Schmid, Rüdiger Seidt, Leonard Staigle, Mirja Wellmann, Andreas Welzenbach und Lars Zech beim Bildhauersymposium auf Schloss Neuenbürg vertreten. Im Museum Schloss Hellenstein bietet die Ausstellung "Holzwege" ein ebenso optimales Forum für Putzes Arbeiten. Mehr als 20 international renommierte Kunstschaffende interpretieren mit ihren rund 50 Werken den traditionsreichen Werkstoff Holz neu.
"Je mehr das Virtuelle unseren Alltag bestimmt, desto mehr lechzen wir nach der Erfahrung des Sinnlichen", so Jürgen Knuben zur Ausstellung. "Holz als Naturmaterial vermittelt Sinnliches schlechthin. Von diesem Standpunkt aus ist es auch nicht verwunderlich, dass die Holzskulptur in den letzten Jahrzehnten eine sichtbare Renaissance erlebt hat." Mit dabei sind Skulpturen von Daniel Bräg, Tony Cragg, Laura Eckert, Arian Faller und Mateusz Budasz, Armin Göhringer, David Nash, Werner Pokorny, Klaus Prior, Rudolf Wachter, Daniel Wagenblast, Katrin Zuzáková und anderen. Da begeben wir uns doch gern mal auf einen Holzweg!
Materialdepot: Pflanzliches
Gruppenausstellung
7. - 24. Juli 2022
Eröffnung:
7. Juli 2022, 19 Uhr
Einführung:
Birgit Herzberg-Jochum
Öffnungszeiten:
Sa, So 14-18 Uhr
Bund Bildender Künstlerinnen e.V.
Atelierhaus
Eugenstraße 17
Stuttgart-Ost
Birgit Herzberg-Jochum
"...und dazwischen Du"
bis 24. Juli 2022
Künstlergespräch am
Sa 16. Juli 2022, 15-18 Uhr
Öffnungszeiten:
Die Ausstellung ist jederzeit im Schaufenster eingesehen
+ nach Vereinbarung besucht werden
Schacher 2 - Raum für Kunst und Poesie
Marktplatz 24
Böblingen
International Exhibition Fresh Legs Berlin 2022
Gruppenausstellung
bis 30. Juli 2022
Öffnungszeiten:
Inselgalerie
Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 13-17 Uhr
Galeri Heike Arndt
Mi-Fr 13-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr
+ nach Vereinbarung
Inselgalerie
Petersburger Straße 76A
Berlin
Galeri Heike Arndt DK
Voigstraße 12
Berlin
Spatial Monument
Gruppenausstellung
16. Juli - 14. August 2022
Öffnungszeiten:
Mi, Do, Fr 14-19 Uhr
+ Sonderöffnungszeiten
Haunt
Kluckstraße 23A
Berlin
Thomas Putze
Höhlenmensch
Sommerfest 30 Jahre Villa Rot
10. Juli 2022
10-18 Uhr
Ausstellung:
Der Bau - eine Hommage an Franz Kafka
bis 25. September 2022
Museum Villa Rot
Schlossweg 2
Burgrieden-Rot
Bildhauersymposium
mit Thomas Putze u.a.
21. - 24. Juli 2022
Öffnungszeiten:
Mi-Sa 13-18 Uhr, So+Feiert. 11-18 Uhr
Schloss
Hintere Schloßsteige 1
75305 Neuenbürg
Holzwege
Zeitgenössische Kleinskulptur aus Hölzern
bis 11. September 2022
Öffnungszeiten:
Di, Do, Fr, Sa, So 11-17 Uhr
Mi 13-19 Uhr
Museum Schloss Hellenstein
Marienstraße 4
Heidenheim