Das Beste von beiden Seiten - ANTONIO MARRA

Antonio Marra ist ein Reisender, ein Suchender. Er hat seine Position in der Kunstgeschichte gesucht und gefunden, sie lag für ihn von Anfang an darin, das klassische Tafelbild aus seiner Zweidimensionalität zu lösen und in die Dreidimensionalität zu führen. Den Bildträger zu nutzen, umzufunktionieren, so dass er darin die ganze Welt abbil¬den kann, die unendliche Vielfalt des Universums, aber auch des Individuums. Strenge geometrische Formen beherrschen die Malerei von Antonio Marra, eigentlich erscheint alles eindeutig, klar und unverrückbar. Eigentlich! Solange man eben auf der Stelle steht und sich nicht bewegt und das nicht nur körperlich, son¬dern auch geistig. Denn hier kommt das Individuum Antonio Marra ins Spiel, der sich bei aller Professionalität und hand-werklichen Perfektion vor allem eines nicht lässt: festlegen! Der Mensch Antonio Marra ist ständig in Bewegung, und so sind es auch seine Bilder. Kaum bewegt sich der Betrachter und geht am Bild entlang, verändert es sich. Ohne, dass man den Moment tatsächlich benennen könnte, schlagen Bild¬inhalte, Formen und Farben um und man sieht sich einem scheinbar völlig anderen Bild gegenüber. Wie ein Zauberer lässt Marra unendliche Formen und Farben entstehen. Man fühlt sich wie ein Kind, das ein Kaleidoskop ans Auge drückt und dreht und dreht. Allerdings wiederholen sich die Formen beim Kaleidoskop irgendwann. Nicht so bei Marra, seine Formen, seine Bildsprache lassen sich unendlich variieren, unendlich ausführen, wie das Universum selber, das in seiner Unendlichkeit nicht zu begreifen ist. Wir können nur Bruchstücke erfassen. Gegensätze ziehen Marra an, fas¬zinieren ihn. Ihn, den Meister der Polyperspektive, der in sei-nen Bildern Gegensätze auf virtuose Weise meisterlich verarbeitet. (aus dem Vorwort von Katrin Burtschell) Das Buch ist anlässlich der Ausstellung „ANTONIO MARRA - Das Beste von beiden Seiten“ in der Galerie von Braunbehrens, Stuttgart, erschienen.