Daniel & Geo Fuchs NATURE AND DESTRUCTION

Herausgeber(in): Frank Molliné

In dem fotografischen Blick, mit dem Daniel& Geo Fuchs die Welt betrachten, spielt die Nahsicht eine wesentliche Rolle. Bei aller thematischen Unterschiedlichkeit der drei großen Serien Conserving (1998), Famous eyes (2000) oder Toygiants (2006), mit denen das Künstlerpaar bekannt geworden ist, sind sie auf der formalen Ebene verbunden durch das Bedürfnis, ihren Gegenständen stets so nah wie möglich zu kommen. Damit produziert diese fotografische Methode einerseits eine Art Unausweichlichkeit des Sehens, wie sie andererseits das Gesehene auch in einer neuen, fremden Optik erscheinen lässt. Ihr Interesse in Nature and Destruction (seit 2007) gilt der Konstruktion von Bildern, die in sich selbst die Irritation über ihren eigenen Status verhandeln. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, zeigt die Serie Naturaufnahmen, die sich auf den ersten Blick bruchlos in den historischen Kontext der Naturbilder des 18. und 19. Jahrhunderts einordnen lassen. Eis- und schneebedeckte Gipfel ragen nadelspitz und unerreichbar in den gnadenlos blauen Himmel, nur im sicheren Tal, halb hinter Tannen verborgen, wird ein Teil eines hotelartigen Gebäudes sichtbar, sozusagen als Metapher für die Zone, in der der Mensch noch zugelassen ist, aber zugleich auch als Hinweis auf das zerstörerische Potenzial, das der Mensch selbst in die Natur hineinträgt. Das Paar arbeitet seit 2015 ausschließlich mit einem Kameraroboter, der ursprünglich von der NASA und Google für die Marsmission entwickelt wurde. Damit wird die Komposition des Bildes zu einem nicht mehr durchweg auktorial verantworteten, teilweise automatisierten Prozess. Die Langwierigkeit des Prozesses spiegelt in gewisser Weise noch die frühere Arbeit mit der Großbildkamera wider. Entscheidend ist aber ein ganz neuer Aspekt von Zeit und Zeitlichkeit, der durch den Kameraroboter Einzug in die Serie hält. Durch die extrem langen Belichtungszeiten und die Sequenzialität des fotografischen Prozesses ist jedes Bild auch die Summe der Veränderungen, die sich beispielsweise durch wechselnde Lichtverhältnisse oder andere äußere Einflüsse während der Aufnahmezeit ergeben haben. Und das Zusammenfügen der einzelnen Bilddetails zu einem Ganzen, in dem der Kompositcharakter des Bildes stellenweise noch sichtbar scheint, verstärkt den Eindruck, dass diese Bilder nicht nur das Naturbild zu einer Kippfigur zwischen Abbild und digitaler Phantasmagorie machen, sondern darüber hinaus auch als Speicher für Zeiträume funktionieren, die auf subtile Weise in sich selbst verschoben sind. (Dr. Stephan Berg) Das Buch ist anlässlich der Ausstellung „Daniel & Geo Fuchs NATURE AND DESTRUCTION“ in der Galerie von Braunbehrens, Stuttgart, erschienen.